Die Lusophonie

Was versteht man unter Lusophonie ?

Im Gegensatz zur Frankophonie hat die Lusophonie kein sprachpolitisches Konzept. Sie gilt vielmehr als postkoloniales Produkt der Länder, die sich heute des Portugiesischen ganz oder teilweise bedienen. Dabei ist  Portugal, der "Erfinder des europäischen Kolonialismus" schon lange nicht mehr das einflussreichste Territorium der Lusophonie. Das größte und zugleich bevölkerungsstärkste Land des Lusophonie ist mit über 175 Millionen Sprechern und einer weit entwickelten Kommunikationsindustrie Brasilien. Seine Kulturproduktion in Literatur und Medien wirkt sich heute auch auf die Sprache im ehemaligen Mutterland Portugal aus. Zur Lusophonie Portugals zählt man die Azoren und Madeira sowie die portugiesischen Euromigranten, vor allem in Frankreich und Deutschland.  Zum Galego, dem Galicischen, im benachbarten Spanien besteht Interkomprehension.

Lusophonie in  der Neuen Romania

In der Neuen Romania gibt es eine amerikanische Lusophonie mit Brasilien und einigen lusophonen Minderheiten im Grenzgebiet zu Argentinien (bei Iguaçú) und zu Uruguay. In den Kontaktgebieten mit der hispanophonen Bevölkerung hat sich ein Kontaktidiom entwickelt, das man Portinhol nennt. Ferner gibt es in Surinam lusophone Kontaktsituationen.
Besonders ausgeprägt die die Lusophonie in den ehemaligen Kolonialgebieten des subsaharischen Afrika, in denen das Portugiesische eine führende Rolle als offizielle Sprache des Staats und der Verwaltung innehat. Es sind dies die Länder Angola, Moçambique und Guinea Bissau. In Guinea Bissau, der vorgelagerten Inselwelt und auf den Kapverdischen Inseln wird neben dem Portugiesischen als Staatssprache (und afrikanischen Sprachen) auch verschiedene portugiesisch basierte Kreolsprachen gesprochen.

Die lusokreolischen Sprachen weisen die weiteste areale Verbreitung auf: Zu nennen wäre hier das Saramaccan genannte Lusokreolisch von Suriname, das brasilianische Cafundo Creole, das dialektal gegliederte Kabuverdianu von Cabo Verde (Kapverdische Inseln), das Kreolenportugiesisch des Senegal, das lusokreolische Crioulo von Guinea, sowie die Dialekte des Kreolenportugiesischen in der Inselwelt des Golfs von Guinea (Annobón (Fa d´Ambu), São Tomé und Principe ).

In Asien ist das vermutlich ausgestorbene indoportugiesische Kreolisch von Diu und Daman und Sri Lanka  zu nennen und das Kreolenportugiesisch von Singapore und in Restbeständen das Macaense von Macão. Das Portugiesische selbst hat nur lexikalisch in Sprachen wie dem Malayischen und der Bahasa Indonesia überlebt. Über Ost-Timor gibt es zur Zeit keine zuverlässigen Angaben.

 

Wer gehört zur Lusophonie?

Da es keine politische Vereinigung der Lusophonen gibt, zählt prinzipiell jeder Sprecher des Portugiesischen und der von ihm abgeleiteten Kreolsprachen zur Lusophonie. In der afrikanischen Lusophonie dürften jedoch die Sprecher des Portugiesischen gegenüber den Sprechern afrikanischer Sprachen eindeutig in der Minderheit sein. Das Portugiesische ist dort vor allem ein Bildungssoziolekt und ein Idiom, das der staatlichen Verwaltung, der Schulbildung und damit dem sozialen Aufstieg dient.  

Eine Reise durch die Lusophonie

Atlantische Inseln:          

Açores, Madeira 

Azoren, Madeira

Sprecher: 240.500 (Azoren)  264.000 (Madeira)                                                      

Brasilien             

Brasil

Sprecher: 178.000.000 (2002)
Angola                

Angola

Sprecher: 4.000.000 (?) von 13.000.000 (30% Alphabetisierung)

Mosambik                      

Moçambique

Sprecher: 5.130.000  von 19.000.000 (27% als Zweitsprache)
Guinea-Bissau  

Guinea-Bissau 

Sprecher: 84.000 von 1.400.000 (6 % Alphabetisierung)
Kap Verde        

Cabo Verde

Sprecher: 450.000

Ost-Timor               

Timor

Sprecher: keine Angaben
China/Macao          

Macao

Sprecher: 4.500 in Hongkong, 8500 in Macao