Die Frankophonie

Was versteht man unter Frankophonie ?

Der Ausdruck Frankophonie ist im Schatten der beginnenden Dekolonialisierung entstanden, er ist somit wesentlich jünger als das Phänomen des Französischsprechens außerhalb Frankreichs. 
Die französischen Begriffe „francophonie“ und „francophone“  gehen auf die frühen sechziger Jahre zurück. Während man in älteren Ausgaben französischer Lexika (Larousse Illustré 1949) die Begriffe noch nicht findet, tauchen sie erstmals Anfang der sechziger Jahre auf: Bei Robert findet sich 1963 noch die Definition „francophone - dont le français est la langue usuelle“, zwei Jahre später bietet der Larousse noch die Definition „francophone - qui parle français“. Im Grand Larousse von 1968 tritt dann erstmals der Begriff „francophonie“ hinzu und wird erklärt mit „ensemble des pays francophones, ensemble de ceux qui parlent français“, was eine deutliche Spiegelung der politischen Entwicklung seit Anfang der sechziger Jahre ist. In der Folgezeit spiegelt der Begriff deutlich die französische Sprachpolitik wider und wird erst allmählich differenzierender gesehen. Das Fehlen einer bedeutungsunterscheidenden Möglichkeit zwischen „appartenance nationale“ und „appartenance linguistique“ beim Wort „français“ machte das Konstrukt „francophone“ notwendig. Heute unterscheidet man verschiedene Dimensionen des Wortes Frankophonie: eine linguistische, eine sprachpolitische, eine ideologische, eine bildungspolitische und eine organisatorische Dimension.

Frankophonie in  der Neuen Romania

Man unterscheidet die Frankophonie Europas von der Frankophonie in der Neuen Romania. In Europa rechnet man die Länder, in denen Französisch (neben anderen Sprachen) gesprochen wird, also (außer Frankreich) die Schweiz, Belgien, Luxemburg, Monaco  auch das Aostatal Italiens sowie die Kanalinseln Guernsey und Jersey zur Frankophonie. Man kann aber  auch die Tendenz beobachten, die Frankophonen, die Französisch als Zweit- oder Bildungssprache sprechen, der Frankophoniegemeinschaft zuzurechnen, ohne damit in Konfliktsituationen zu geraten.  Ein derartiges Vorgehen in der Neuen Romania ist ungleich schwieriger, da das Französische in jedem Land der Frankophonie in der Neuen Romania einen Status hat, der von der europäischen Situation grundlegend abweicht. Es macht also durchaus Sinn, die Frankophonie Europas von den frankophonen Situationen in der Neuen Romania zu unterscheiden.

Wer gehört zur Frankophonie?

Optimistische Schätzungen sprechen von 270 Millionen französischsprechender  Menschen  auf der Welt,  wobei der Grad der  Beherr­schung  und  das Kriterium „Französisch als  Fremdsprache“  nicht differenzierbar  werden.  Realistische Schätzungen gehen  heute von  140 Millionen  aus,  die sich auf 33 Länder verteilen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Ländern,  in denen das Französische  auf Grund einer herausragenden Stellung im Bildungssys­tem eine wichtige Rolle als zweite Sprache oder als  Fremdsprache spielt. Solche Länder werden in der Regel nicht als „frankophon“ bezeichnet, wenngleich es eine große Zahl Frankophoner dort gibt. Nach  der  Unesco-Statistik studieren außerdem  9.500.000  junger Menschen Französisch im außerfranzösischen Europa,  in Lateiname­rika  sind  es  4.300.000,   in  Schwarzafrika  (einschl.  Indik) 4.000.000,  in Nordamerika 3.000.000, in Nordafrika bis zum Mitt­leren  Osten 2.500.000,  1.000.000 in Asien  und  Ozeanien,  d.h. insgesamt 24.300.000 Schüler mit 200.000 Französischlehrern.

In der Neuen Romania unterscheiden wir die zu Frankreich gehörigen DOM und TOM und die übrigen dependenten Gebiete von der Frankophonie Kanadas, der übrigen amerikanischen Frankophonie, der Frankophonie des Maghreb, der des subsaharischen Afrika und der Frankophonie des Indischen Ozeans, des Pazifiks und der Karibik. Aus dieser Einteilung ergeben sich teilweise Überschneidungen, da die DOM/TOM unterschiedlichen Weltregionen angehören.

Zu den DOM (départementes d´outre-mer) gehören Guyane Française, Guadeloupe, Martinique, La Réunion. Mayotte im Komorenarchipel hat den Status einer collectivité départementale, St.Pierre-et-Miquelon den einer collectivité territoriale. Zu den TOM (territoire d´outre-mer) gehören die pazifischen Inseln der Polynésie française, die ozeanische Nouvelle Calédonie und Wallis-et-Futuna.

Die weitaus umfangreichsten Gruppen frankophoner Sprecher findet man in Kanada (insbesonders in Québec) und in den frankophonen Ländern des subsaharischen Afrika, in denen das Französische oft den Status einer "langue officielle" besitzt.     .

Eine Reise durch die Frankophonie

 

DOM:                       

Guyane Française
Guyane française

Sprecher: 167.000
DOM:              

Gouadeloupe
Guadeloupe

Sprecher: 443.000
DOM:                

Martinique
Martinique

Sprecher: 389.000

DOM:                      

La Réunion

Ile de la Réunion

Sprecher: 706.300
Collectivité  département.  

Mayotte (Komoren)
Mayotte

Sprecher: 131.000
Collectivité territoriale        

St.-Pierre et Miquelon

St.-Pierre et Miquelon

Sprecher: 7.000

TOM:                 

Polynésie française
Polynésie française

Sprecher: 227.000
Nouvelle Calédonie

Nouvelle Calédonie
Sprecher: 206.000
Wallis-et-Furtuna

Wallis-et-Futuna/Ozeanien
Sprecher: ca. 14.974.
Kanada 

Québec, Nouvelle Brunswick

Québec

Sprecher:  4,1 Mio non-english or french

USA           

Louisiana
Lousiana

Sprecher: ca. 60.000
Haïti                  

Karibik
Haïti

Sprecher: (créole) 7.400.000
Nordafrika

Algerien offiziell: 110.600 (1993), Tunesien 11.000
Sprecher:offiziell 121.600
Subsaharisches Afrika     




Bénin, Burkina Faso, Burundi, Cameroun, Rép. Centrafricaine, Chad, Congo, Rép. Dém. du Congo (Zaïre), Côte d´Ivoire, Djibouti, Gabon, Guinée Mali, Niger, Rwanda, Sénégal, Togo

Sprecher: Nur Schätzungen möglich
Indopazifik                

Komoren, Madagaskar, Seychellen, Mauritius

Sprecher: Nur Schätzungen möglich

 

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