Syntax- und Grammatikmodelle (5)

 

Computerlinguistik

Das Bild 2 zeigt im Vergleich zur Phrasenstrukturdarstellung der vorherigen Seite (Bild 1) die Orientierung einer lexikalisierten Grammatik am Verb, hier "ärgern" :



Compling2
                                           (Bild 2)

 

Dependenzprinzip

Das Element (Prädikat:ärgern) hat Teil an drei Dimensionen: lexikalische Bedeutung, syntagmatische Funktion und bestimmte morphosyntaktische Form .
Die Dependenzrelation besteht zwischen Wörtern und ihren Ergänzungen, die aus mehr oder weniger komplexen Phrasen bestehen können. Die Relationen im Dependenzbaum sind solche zwischen einzelnen (dominierenden) Knoten und ganzen (abhängigen) Teilbäumen.
Die Kombinationshäufigkeit der Grundlemente kann nicht durch die herkömmlichen Ersetzungsregeln der Phrasenstrukturmodelle dargestellt werden, sondern durch Ergänzungsmuster. In die Muster passen Elemente aus der Umngebung hinein, z.B. in die Muster zu "ärgern" das Pronomen "ich", das Reflexivpronomen und die Präposition "über". Die Muster sind abstrakt genug zu formulieren, um viele Flexionsformen und deren Kongruenzen abzudecken.

Dependenz2
                                           (Bild 3)

Die Analyse eines Satzes mit dem Computer funktioniert wie folgt:


Zunächst werden zu jedem Wort das Lexem und die Kategorien im Lexikon nachgeschlagen. Dann werden die entsprechenden Muster den Elementen hinzugefügt. Der Analysealgorithmus besteht einfach darin, dass jedes Element in seiner Umgebung eine Leerstelle sucht, in die es passt. Für das Resultat wird wieder eine Leerstelle gesucht, usw.
Von unten nach oben wird so ein Dependenzbaum aufgebaut, dessen Elemente den Wörtern entsprechen.
In diesem Sinne kann die Syntax einer Sprache definiert werden als eine Menge von Eigenschaften ihrer lexikalischen Elemente .
Zur Formalisierung dieser Sicht muss die Teil-Ganzes-Relation als Gliederungsprinzip aufgegeben und durch eine Beschreibung der unmittelbaren syntagmatischen Beziehungen zwischen Wörtern und Ergänzungen ersetzt werden. Nur bei einer solchen Lexikalisierung der Grammatik lassen sich große Sprachausschnitte bewältigen.


 

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