Phonetik und Phonologie

 Phonetik

Im Rahmen der Romanischen Sprachwissenschaft hat früher die Phonetik eine breite Rolle eingenommen. Das Lautinventar der romanischen Sprachen wird heute  in der Praxis des Spracherwerbs zwar zur Kenntnis genommen, aber kaum noch wissenschaftlich betrachtet. Die materielle Analyse der lautlichen Seite sprachlicher Äußerungen ist die eigentliche Aufgabe der Phonetik - im Unterschied zu Phonemik (= Phonologie), die sich mit der funktionalen Analyse von klassifizierten Lauten einer Sprache (Phonemen)  beschäftigt. In der US-amerikanischen Terminologie wird der Ausdruck phonology in der Regel als Oberbegriff für beides, für Phonetik (Lehre von den Lauten) und Phonologie (=dt. Lehre von den Phonemen) benutzt.
Von erheblicher Bedeutung für die Vermittlung des Bildens von Lauten ist die artikulatorische Phonetik. Grundkenntnisse dieser Disziplin erlauben dem Lehrenden dem Lerner die Bildung von Lauten im Bedarfsfall transparent zu machen. Dies ist nur bei wenigen Lauten einer Zielsprache nötig, nämlich genau da, wo es keine Entsprechungen in der Muttersprache gibt, und wo es nötig ist, auf bestimmte Kontraste und Merkmale der Zielsprache hinzuweisen.
Die artikulatorische Phonetik benutzt zur Kategorisierung der Produktion von Lauten Angaben über den Artikulationsort und die Artikulationsarten. Der Artikulationsort ist die Stelle, an der ein Laut durch die aktiven Organe, die an der Lautproduktion beteiligt sind, gebildet wird. Für unsere romanischen Sprachengruppe sind die folgenden Artikulationsorte  von Bedeutung:

              

Artikulationsort

Die folgenden Artikulationsorte sind für die Romania und das Deutsche von Relevanz:

  • bilabial: Lautbildung von Unter- und Oberlippe [b, p]
  • labiodental: Lautbildung von Unterlippe und oberen Schneidezähnen [f]
  • dental: Lautbildung von Zungenspitze und oberen Schneidezähnen [t, d]
  • alveolar: Lautbildung von Zunge und Gaumenrand [r]
  • palatal: Lautbildung von Zunge und Palatum (hartem Gaumen) [j, ich-Laut]
  • velar: Lautbildung von Zunge und Velum (weichem Gaumen) [g,k]
  • uvular: Lautbildung von Zunge und Zäpfchen (uvula) [R]
  • glottal: Lautbildung an den Stimmritzen (glottis) [h]


Artikulationsort

Bei der Artikulationsart sind grundsätzlich Vokale und Konsonanten zu unterscheiden. Für die Vokale sind die Stimmrippen des Kehlkopfes ausschließliche Schallquelle. Sie produzieren periodische Schwingungen. Der zu verändernde Resonanzraum in der Mundhöhle gestaltet die Verschiedenheit der Vokale. Bei den Konsonanten wird entweder ein Verschluss geöffnet oder gesprengt oder der Luftweg wird irgendwo in seinem Verlauf zwischen Rachen und Mundhöhle verengt, eingeschränkt.

Die folgenden Artikulationsarten sind für die Romania und das Deutsche von Relevanz:

  • Nasale [m, n]: Die Nase ist beteiligt
  • Laterale [l]: Die Luft entweicht an beiden Seiten der Zunge 
  • Intermittierende (auch: Vibranten) Zungenspitzen-r (apikales r) und Zäpfchen-r (uvulares r)
  • Frikative (auch: Spiranten) [f,s,v]  [z], das / j / in Jacques das / ch / in ch aque
  • Explosivlaute (auch Verschlußlaute oder Okklusivlaute)  [p,t,k; b,d,g]
  • Aspirata [p,t,k im Deutschen]
  • Affrikate [pf, ts]: Verbindung zwischen Explosiven und Frikativen
  • Palatale it. Cina, it. G ina fr. garage
  • Stimmhaftigkeit (sonor) [p,t,k,s]
  • Stimmlosigkeit (stumm/sourd) [b,d,g,z]

Es wird deutlich, dass unsere Alphabete nicht eindeutig genug sind, um alle Laute darzustellen. So fehlt uns im Frz. ein eindeutiges Zeichen für das /ch/ in chaque und das zweite / g / in garage. Das Internationale Phonetische Alphabet leistet die eindeutige Festlegung der Transkriptionen.


IPA

Das internationale phonetische Alphabet ist im Internet unter der Homepage der Association International de Phonétique zu finden:

http://www2.arts.gla.ac.uk/IPA/ipa.html 

Zahlreiche weitere Links zu Phonetikkursen finden sich auf den Linguistic Pages verschiedener Universitäten: 

http://linguistlist.org/sp/LingCourse.html#50

Lautschriftfonts können  von der SIL-Homepage heruntergeladen werden: http://www.sil.org/  .

Direkter Link zu den Fonts:  http://www.sil.org/computing/fonts/Lang/silfonts.html

Sprachauswahl zu den Fonts: http://www.sil.org/computing/fonts/FontList.html


Die Unicode-Listen für die Internetkodierung findet man auf der Unicode Home Page: http://www.unicode.org/ 

Internet-Kurse zu Phonetik und Phonologie: http://linguistlist.org/sp/LingCourse.html#50

Weitere Website-Links zur Phonetik:  http://www.arts.gla.ac.uk/IPA/phonlink.html     


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