Definition zum Vulgärlateinischen


 

Das Vulgärlateinische beinhaltet die Vielfalt der Varietä­ten des auf dem gesam­ten Territorium des Imperium Ro­manum vom Beginn der sprachlichen Kolonisa­tion Roms im 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des weströmi­schen Reichs im 5. Jahrhundert n. Chr.  gesprochenen Sprachkontinuums.

 

Diese Definition bezieht sich ausschließlich auf das gesprochene Latein; in der elaborierten literarischen Schriftsprache des klassischen La­tein fand hingegen nie mündliche Kommunikation statt.
Zudem verdeutlicht die Definition, dass es sich um einen äußerst langen Zeitraum von rund 700 Jahren handelt, in dem jede Sprache zwangsläufig unterschiedlichen Einflüssen und Veränderungen unterliegt.
Die kolonialisierten Völker sprachen unterschiedliche Muttersprachen. Sie haben sich zudem in verschiedenen Gesprächssituationen mit skaliertem Beherrschungsgrad des gesprochenen Lateins bedient. Häufig wurde "das Vulgärlatein" nur als zweite Sprache gesprochen, die Muttersprache konnte eine keltische, iberische oder germanische sein. Ein Nebeneinander von zwei oder mehr Sprachen hat stets Konsequenzen für ihre Entwicklung.


Aus: Horst G. Klein & Christina Reissner, EuroComRom: Historische Grundlagen der romanischen Interkomprehension, Aachen (Shaker) 200, S. 32-33.